Weltgesundheitsorganisation
hält nichts von Gesundheit in Pillenform Der Verkauf von Vitaminen,
Mineralstoffen und anderer Nahrungsergänzung in
Pillenform boomt. Zwei Milliarden Mark geben die
Deutschen dafür inzwischen aus. Aber die
isolierten Präparate haben längst nicht die
gleiche Wirkung wie die natürliche Nahrung.
"Die Gesundheit in
Pillenform ist ein Märchen", schreibt die
Zeitschrift Bild der Wissenschaft und beruft sich
auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Vitaminpillen, Omega-3-Fettsäuren und andere
Nahrungsergänzungsmittel würden maßlos
überschätzt. Sie schützen nach Angaben von
Wissenschaftlern nicht vor Krankheit und Alter,
manche von ihnen seien sogar gefährlich.
Ein Beispiel für häufig
gezogene Rückschlüsse sind Fische. Die
Argumentationskette zugunsten von Präparaten mit
den in Fischen enthaltenen Omega-3-Fettsäuren
sieht in diesem Fall so aus: Eine fischreiche
Ernährung schützt vor
Herz-Kreislauf-Beschwerden und Schlaganfällen;
Fische enthalten viele Omega-3-Fettsäuren.; also
schützen Omega-3-Fettsäuren vor
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sind gut fürs
Gehirn.
Doch wissenschaftliche
Studien weisen eine andere Richtung. Ohne den
Wert der Omega-3-Fettsäuren schmälern zu
wollen: die mehrfach ungesättigten Säuren
entfalten ihre Wirkung offensichtlich nur in
Kombination mit anderen natürlichen Stoffen.
Dies ergab jedenfalls eine Studie des nationalen
Instituts für öffentliche Gesundheit (RIVM) der
Niederlande.
Fettsäuren
sind es nicht allein
Hier wurden alte Männer
mit der Fragestellung untersucht: Was hält die
Senioren länger geistig fit - eine fischreiche
Ernährung oder Pillen mit Omega-3-Fettsäuren?
Das Ergebnis: Die Fische gewannen, die Pillen
versagten. "Wir wissen bis heute nicht,
warum Fisch einen so schützenden Effekt
hat", meint Projektleiter Daan Kromhout.
"Wir kennen die wirksamen Substanzen einfach
noch nicht. Aber die Omega-3-Fettsäuren allein
sind es nicht."
Dennoch gehören die
Omega-3-Fettsäuren in Pillenform zu den neuesten
und erfolgreichsten Mitteln auf dem Markt der
"Mikronährstoffe". In Japan werden sie
als Gehirnnahrung vermarktet, die Deutschen
kaufen sie, um ihre Blutgefäße zu schützen.
Die Umsätze stiegen 1997 um 14 Prozent, teilt
das Institut für Medizinische Statistik (IMS) in
Frankfurt mit.
Auch Vitamine sowie
Mineral- und sonstige Ergänzungsstoffe
verzeichnen hohe Zuwachsraten. In den USA, in
denen das tägliche Pillenschlucken Teil der
Lebenskultur ist, verdoppelte sich der jährliche
Umsatz von 1990 bis 1996 auf 6,5 Milliarden
Dollar. Die deutschen Konsumenten ziehen nach.
Sie schlucken inzwischen jährlich
Nahrungsergänzungs-Pillen im Wert von etwa zwei
Milliarden Mark, so eine Untersuchung des IMS.
Was für Fische gilt,
läßt sich auch auf Pflanzen übertragen. Die in
ihnen enthaltenen Antioxidantien gehören zu den
beliebtesten Forschungsobjekten der
Ernährungsforscher. Sie fanden heraus: Nicht nur
Beta-Carotin und bestimmte Vitamine sind
effektive Radikalfänger.
Pflanzen sind
Wirkstoffcocktails
Wo immer die Forscher in
Pflanzen suchen, finden sie hochwirksame
Antioxidantien: Lycopene in Tomaten, Resveratrol
in Rotwein, Epigallocatechin-Gallat in grünem
Tee, und sogar das altbekannte Koffein in Tee und
Kaffee enthält überraschenderweise ein viel
besseres Antioxidans als Vitamin C. Dazu kommen
viele andere Wirkstoffe wie das entgiftende
Sulforaphan in Kohl.
Pflanzen scheinen voll mit
Substanzen zu sein, die gut für den Organismus
sind. Entsprechend gut sind sie zur
Krankheitsvorbeugung: Zwiebeln, Äpfel und
Brokkoli mindern das Risiko, an Krebs zu
erkranken, Knoblauch schützt das Herz und die
Blutgefäße. Die Nahrungspflanzen enthalten
Wirkstoffcocktails, von denen die Pharmaindustrie
nur träumen kann. Aber sie haben diese Effekte
offenbar nur in ihrer Natürlichen Kombination,
nicht als isolierte Präparate.
Wenn man das gesamte
Angebot in den Regalen von Drogerien und
Supermärkten kritisch durchsieht, bleiben nach
Ansicht der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung (DGE) nur zwei sinnvolle
Nahrungsergänzungsmittel: Jod in Form von
jodiertem Speisesalz, das auch in der
Vollwerternährung empfohlen wird, sowie
Folsäure für Schwangere.
Quelle: Bild der Wissenschaft
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