Medizin 08.01.2001
Zwei in der Landwirtschaft häufig eingesetzte Pestizide
verursachen bei Mäusen Hirnschäden, wie sie für die
Parkinson-Krankheit typisch sind allerdings nur dann, wenn
sie gemeinsam verabreicht werden. Die Tiere bildeten nach
sechswöchiger Versuchsdauer 15 Prozent weniger Dopamin und
reduzierten ihre Bewegungsaktivität um 90 Prozent.
Bei den getesteten Agrochemikalien handelte es sich um Paraquat,
eines der am häufigsten verwendeten Unkrautvernichtungsmittel,
und Maneb, ein Fungizid, das unter anderem gegen Pilzbefall von
Kartoffeln und Tomaten eingesetzt wird. "Es sind
verschiedene Chemikalien mit unterschiedlicher Wirkung, aber sie
werden oft auf denselben Feldern ausgebracht", sagt die
Leiterin der Studie Deborah Cory-Slechta, Professorin für
Umweltmedizin an der University of Rochester.
Einzeln getestet, zeigten beide Pestizide kaum Wirkung auf die
Versuchstiere. In Kombination verabreicht, führten sie zum
Absterben von Dopamin-produzierenden Nervenzellen, ein typisches
Merkmal der Parkinson-Krankheit im Frühstadium.
Normalerweise werden Umweltchemikalien einzeln auf mögliche
Gesundheitsschäden getestet. "Wir sind alltäglich einem
Gemisch verschiedener Chemikalien ausgesetzt. Davon gibt es
tausende und abertausende von Kombinationen. Ich glaube, unsere
Entdeckung ist nur die Spitze eines Eisbergs", sagt
Cory-Slechta.
Mehrere Studien weisen bereits darauf hin, dass Menschen, die
verstärkt dem Kontakt mit Pestiziden ausgesetzt sind, ein
höheres Risiko aufweisen, an der Parkinson-Krankheit zu
erkranken. Wissenschaftler der Emory-University haben erst
kürzlich nachgewiesen, dass Ratten, die mit dem Insektizid
Rotenon behandelt worden waren, Parkinson-artige Symptome
entwickelten.
Noch immer ist unbekannt, warum bei Parkinson-Patienten
Dopamin-produzierende Neuronen der Substantia nigra absterben.
Der dadurch entstehende Mangel am Neurotransmitter Dopamin
verursacht die krankheitstypischen Symptome wie Zittern, Starre
und verlangsamte Bewegungen. Es herrscht weitgehend Einigkeit
darüber, dass sowohl eine genetische Veranlagung als auch
Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Um den Einfluss von
Umweltchemikalien auf die Entstehung von Krankheiten zu
untersuchen, sollten nach Ansicht von Cory-Slechta verstärkt
Kombinationen verschiedener Verbindungen getestet werden.
(Journal of Neuroscience)
Joachim Czichos
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