Ärzte Zeitung, 12.04.2000

170 Nahrungsergänzungsmittel wurden untersucht

Vitaminpillen aus dem Supermarkt sind oft medizinisch bedenklich

Frankfurt/Main (eis). Kaufen auch Ihre Patienten Vitamin- und Mineralstoffpräparate im Supermarkt, in Reformhäusern oder Naturkostläden, weil sie damit ihre Gesundheit fördern oder ihre Abwehrkräfte stärken wollen? - Dann raten Sie ihnen eher davon ab. Denn nach einer Studie sind viele dieser Nahrungsergänzungsmittel (NEM) überdosiert, unsinnig zusammengesetzt und mangelhaft gekennzeichnet. Verbraucherverbände empfehlen daher "dringend", solche Präparate nicht zu verwenden.

"Im schlimmsten Fall sind solche Präparate gesundheitsschädlich, im unschlimmsten Fall kosten sie einfach nur viel Geld", ist das Fazit von Christiane Schäfer von der Verbraucherzentrale Hessen (VZH) in Frankfurt/Main. In einer bundesweiten Studie haben die Verbraucherzentralen 170 Präparate mit drei oder mehr Nährstoffen untersucht. Dabei fiel vor allem auf, daß viele mehr als die vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) erlaubten Höchstmengen der Nährstoffe für NEM enthalten. Bei Vitaminen ist das die dreifache empfohlene Tagesdosis. "Solche überdosierten Präparate sind als Arzneimittel einzustufen und müßten sofort vom Markt genommen werden", so Schäfer. Einige Ergebnisse:

  • Von 22 Mitteln mit A-, C-, E-Vitaminen waren 21 überdosiert, Höchstwerte für Beta-Carotin wurden zum Teil um 500 Prozent überschritten,
  • drei von sechs speziellen Raucherpräparaten enthielten Beta-Carotin. Nach Studienergebnissen erhöht das Provitamin A aber das Lungenkrebsrisiko; die BgVV empfiehlt daher Rauchern, auf Beta-Carotin-Präparate zu verzichten,
  • alle neun getesteten Vitaminpräparate zum Sonnenschutz überschritten die Höchstwerte,
  • nur zwei der sechs getesteten Präparate für Kinder enthielten altersspezifische Empfehlungen,
  • nur drei von sieben "Frauenpräparaten" enthielten Eisen oder Calcium.

"Eine bedarfsgerechte Ernährung ist besser und billiger, um sich mit notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Ein zusätzlicher Bedarf sollte nur auf ärztliches Anraten durch Monopräparate gedeckt werden", betonten die Verbraucherschützer.

Die Studie gibt es für zehn DM bei der VZH, Berliner Str. 27, 60311 Frankfurt/Main.

zurück

Copyright © Ärzte Zeitung

Quelltext am 27.05.2000 originalgetreu entnommen von http://www.aerztezeitung.de/de/neu/20000412/068a0102.htm